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Almudena Grandes : Der Feind meines Vaters

Eine wunderbare Geschichte über das Erwachsenwerden und darüber, wie aus dem Abenteuer des Lesens das Abenteuer des Lebens wird…

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Nino ist neun und zu klein für sein Alter. Er lebt mir seiner Familie in einer Kaserne der Guardia Civil in einem Dorf Andalusiens. Im Sommer 1947 lernt er Pepe den Portugiesen kennen, einen geheimnisvollen Fremden, der sein Freund und Vorbild wird. Während sie die Nachmittage am Fluss verbringen, schwört sich Nino, niemals wie sein Vater Polizist zu werden, und fängt an, im „Hof der Rubias“ Maschineschreiben zu lernen. Hier leben alleinstehende Frauen, deren Männer als „Rote“ verfolgt wurden. Mit Ihnen und Pepe entdeckt Nino seine Leidenschaft für Abenteuerromane. Eine neue Welt eröffnet sich ihm, über Jules Verne lernt er die seltsamen Dinge zu hinterfragen, die im Dorf passieren. Was hat sein Freund Pepe mit dem Kampf in den Bergen zu tun, der gegen den legendären Freischärler Cencerro geführt wird? Auf einmal gerät Nino selbst mitten in ein Abenteuer und muss sich entscheiden, auf wessen Seite er steht.

Ein unvergessliches Buch über Freundschaft und Verrat, Liebe und Leidenschaft. Eine packende Geschichte über die Wandlung, die einem widerfahren kann, wenn man das Fremde und Unbekannte nicht angstvoll aus seinem Leben vertreibt, sondern verwundert betrachtet und neugierig in sein Leben lässt.

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Sommer-Hits

Jennifer Egan : Der grössere Teil der Welt

Bennie Salazar, ein Musikproduzent mit Visionen, hat Höhen und Tiefen erlebt. Auch seine Assistentin Sasha hat Probleme, von denen er allerdings nichts ahnt. Als Scotty, der Leadgitarrist von Bennies einstiger Punkband, überraschend wieder auftaucht, holt die Vergangenheit beide ein. Jennifer Egan entwirft ein großes Portrait des kulturellen Umbruchs seit dem Ende der Utopien bis zum digitalen Zeitalter und erzählt von Liebe, Freundschaft und Verlust. „Der grössere Teil der Welt“ reicht von der Musikszene San Franciscos Ende der Siebziger und dem New York der Neunziger bis zur ökologischen Katastrophe der Zukunft und einem verblüffenden Konzert am Ground Zero.

In ihrem mit dem Pulitzer-Preis gekrönten Roman verfolgt Jennifer Egan eine Strategie der ständig wechselnden Perspektiven und kunstvollen Verschachtelungen. Jedes der 13 Kapitel folgt einem anderen Charakter durch eine kurze Phase seines Lebens und springt dann durch Zeit und Raum hinweg zum nächsten. Die Chronologie ist vollkommen aufgebrochen, munter springt die Autorin zwischen Zeiten und Orten hin und her: So befindet man sich im einen Moment noch im New York nach der Jahrtausendwende, unternimmt dann im nächsten eine Zeitreise ins Siebziger-Jahre-Punkrock-Milieu von San Francisco, macht einen kleinen Abstecher nach Afrika und nimmt an einer Safari teil, um über den Umweg Neapel in ein New York zurückzukehren, wie es in zehn bis fünfzehn Jahren aussehen könnte.

Stillistisch brillant grenzt Egan die vielen Erzählstimmen klar voneinander ab: Nicht nur hat jede Figur ihre eigene Sprache und jedes Kapitel seine eigene Stimmung, Jennifer Egan erzählt außerdem mal in der ersten, mal in der dritten, und sogar in der zweiten Person; manche Kapitel sind ganz geradlinig erzählt, andere sind voller Rückblenden, wieder andere wechseln zwischen zwei Perspektiven, sind in der Form eines Zeitungsartikels oder in Form einer langen Power-Point-Präsentation.

»Jennifer Egan erzählt vom Erwachsenwerden und Altern im digitalen Zeitalter und spürt mit warmherziger Neugier den kulturellen Quantensprüngen unserer Zeit nach.« (Aus der Begründung zum Pulitzer-Preis)

Ein MUSS in diesem Bücher-Sommer!

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Unsere Sommer-Hits

Martin Walker : Delikatessen

Der vierte Fall für Bruno, Chef de police

Für Brunos Geschmack ist im malerischen Saint-Denis im Périgord entschieden zu viel los: Ein spanischfranzösisches Gipfeltreffen ruft die Separatistenbewegung ETA auf den Plan, eine Gänsefarm wird von Tierschutzaktivisten attackiert, und dann ist da auch noch die archäologische Ausgrabungsstätte, deren deutscher Forschungsleiter nach einem prähistorischen Menschen sucht. Das Skelett, das dann auch gefunden wird, ist allerdings längst nicht so alt wie erhofft, und Bruno muss gute Nerven beweisen, um all die Fäden zusammenzuführen.

 

Martin Walkers Krimis sind streckenweise wie Reportagen. Es geht darin um Landschaften und Menschen,  historische Ereignisse, Gebräuche, Essen & Wein.

Eine schwungvolle, leichte Lektüre, mit der man sich ein paar Stunden lang unbeschwert die Zeit vertreiben kann.

P.S. Am Wochenende im Garten gelesen mit einem guten Glas „Chateau de Tiregand“.

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Bibliothek Niederurnen im Fussball-Fieber

Hernán Rivera Letelier : Der Traumkicker

Der Salpetersiedlung Coya Sur in der chilenischen Atacama-Wüste steht das Ende der Welt bevor; die Mine schließt, und die Siedlung wird aufgegeben. Doch ehe es soweit ist, muss am nächsten Sonntag das Fußballspiel gegen den Nachbarort María Elena gewonnen werden. Die allerletzte Chance, den Erzrivalen nach Jahren schmachvoller Niederlagen endlich zu schlagen. Die Wetten könnten kaum schlechter stehen, aber dann taucht im Ort ein Mann auf, der mit seinen Fähigkeiten am Ball alles möglich erscheinen läßt. »Der Traumkicker« ist ein Roman über Freundschaft und Verlust und die komischen Seiten der Tragik. Eine bunte Truppe fußballbesessener Männer und Frauen stemmt sich gegen die Tristesse des Faktischen und kämpft mit charmantem Einfallsreichtum für die Verwirklichung ihres Traums.

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Christos Tsiolkas : Nur eine Ohrfeige

Hector und Aisha hatten eine ruhige Grillparty geplant. Keine steife Feier mit Cocktailkleidern und großem Dinner, sondern ein Stelldichein im Garten, bei dem Familie, Freunde und Arbeitskollegen die letzten Sommertage in Melbourne genießen. Und zuerst sieht es ganz danach aus, als würde daraus etwas werden. Die Gäste kommen rechtzeitig an, für genügend Essen ist gesorgt, man kommt ins Gespräch.

Doch lange hält die Harmonie in Christos Tsiolkas‘ Roman nicht. Unter der Oberfläche, kochen die Gefühle. Hector hat eine Affäre mit der Schülerin Connie, die in Aishas Tierarztpraxis aushilft. Seine Mutter stichelt, weil er eine Inderin geheiratet hat. Und der Alkoholiker Gary legt sich mit den anderen Gästen an. Mit allen. Permanent.

Unbarmherzig seziert er die australische Mittelschicht, eine Gesellschaft voller Heucheleien, Kränkungen, Beleidigungen. Ein Pulverfass.

 

Unbarmherzig nimmt Tsiolkas die australische Mittelschicht aus einander, eine Gesellschaft voller Heucheleien, Kränkungen, Beleidigungen. Ein Pulverfass. Die Zündung erfolgt durch eine Ohrfeige. Kassieren tut sie Hugo, 3 Jahre alt und verzogen, sagen manche.

Hugos Eltern erstatten Anzeige wegen Kindesmisshandlung. Ein Schritt, der alle Beteiligten zwingt, Stellung zu beziehen. Brüche entstehen in den ehemals intakten Familienbanden. Plötzlich entwickeln sich ungeahnte Allianzen.

 

Aus acht Perspektiven schildert Tsiolkas, wie die Augenzeugen auf den Vorfall reagieren. Es entwickelt sich eine packende Erzählung über Liebe, Sex und die verschiedene Auffassungen von Ehe, Erziehung und Freundschaft.

 

Eine Gesellschaftsroman über eine aktuelle australische Mittelschicht-Großfamilie. Mit all den vielen Besonderheiten, wenn viele Nationen und Religionen in einer Familie zusammenkommen.

 

Fazit : Ein gutes Buch – in 2 Tagen gelesen…

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Frankfurter Buchmesse 2011 – Ehrengast Island

 

 

180 neue Titel zu Island erscheinen dieses Jahr im deutschsprachigen Raum. Im Mittelpunkt stehen die Neuübersetzung der Isländersagas (Íslendingasögur), aber auch zahlreiche zeitgenössische und junge Autoren.

Wir empfehlen heute:

Hallgrímur Helgason  : Eine Frau bei 1000°

„Ich lebe hier allein in einer Garage, zusammen mit einem Laptop und einer alten Handgranate. Es ist wahnsinnig gemütlich.“ In ihrer Garage surft die 80-jährige Herbjörg durchs Internet und begleicht letzte Rechnungen, während der Ofen für ihre Einäscherung heissläuft. Der neue Roman von Kult-Autor Hallgrímur Helgason, dessen Romane 101 Reykjavík und Rokland verfilmt wurden, ist ein Parforceritt durch die Geschichte des 20. Jahrhunderts: anrührend und voll isländischer Skurrilität.

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Alex Capus : Léon und Louise

Das Buch „Léon und Luise“ beginnt mit der Beerdigung Léons 1986. Nach einem langen Leben hat er eine große Nachkommenschaft hinterlassen. Das Erscheinen einer alten Frau, die den Toten küsst, und die Reaktion der Familie lässt einen Skandal vermuten.

Ab dem Zweiten Kapitel beginnt dann der Bericht über Léons Leben ab seinem 17. Lebensjahr, als er Louise kennenlernt. Die beiden hat es in jungen Jahren ohne Familie in einen kleinen französischen Ort verschlagen, wo sie Arbeiten der eingezogenen Soldaten verrichten. Louise arbeitet beim Bürgermeister, Léon bei der Bahn. Man kommt sich näher, ganz zaghaft, wie es wohl zu dieser Zeit erwartet wurde. Nach einem zweitägigen Ausflug ans Meer geraten sie in einen der letzten deutschen Angriffe des ersten Weltkrieges, werden beide verletzt und halten sich gegenseitig für tot.

Als sie sich 10 Jahre später in der Pariser Metro wiedertreffen ist die Überraschung groß. Léon ist inzwischen verheiratet und hat 2 Kinder. Die beiden treffen sich für ein Gespräch und beschließen mit Rücksicht auf Léons Familie dass sie ihre Liebe nicht leben dürfen.

Da der Enkel Léons der Erzähler ist, erfährt man recht viel über seinen Großvater, nicht sehr viel über Louise. Ihre Gedanken stammen aus Briefen, die sie Léon geschrieben hat , in denen sie ihre Umgebung beschreibt und ihre Sehnsucht nach Léon andeutet.

Alex Capus erzählt mit wunderbarer Leichtigkeit und großer Intensität von der Liebe in einem Jahrhundert der Kriege, von diesem Paar, das gegen alle Konventionen an seiner Liebe festhält und ein eigensinniges, manchmal unerhört komisches Doppelleben führt.

Eine wunderschöne Liebesgeschichte.

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